WANDERFAHRT IN PORTUGAL
201 km auf dem Duoro
Von langer Hand geplant, machten sich im Mai genau zehn Seeclübler:innen auf in den Norden von Portugal. Zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Club-Wanderfahrt im Ausland. Die Vorfreude war entsprechend gross. Den Duoro von der spanisch-portugiesischen Grenze bis zur Hafenstadt Porto wollten sie in 6 Tagen rudern. Laut Karte und Veranstalter warteten gut 200 Flusskilometer auf die Ruderer:innen aus Horgen.
Und es klappte alles wie am Schnürchen: Treffpunkt Montagmorgen um 9 Uhr im Bahnhof Sao Bento. Die Tickets hatte der Veranstalter besorgt. 3.5 Stunden tuckerte der Zug nach Osten, meist sehr schön am Fluss entlang, einige Male sogar direkt am Ufer. Die Einstimmung konnte nicht besser sein.
Endstation Pocinho, Unterkunft im nationalen Ruderzentrum Portugals, einem postmodernen Bau mit spartanischen aber gemütlichen Einzelzimmern und einer Atmosphäre, die sich ein klein wenig nach Jugendherberge anfühlte.
Und dann waren die Horgener schneller als der Bootstransporter am Startpunkt in Barca d'Alva - was eine kleine Kaffeepause und einen etwas späteren Start der ersten Etappe zur Folge hatte. Aber kein Problem - alles easy going. Die Bootseinteilung stand, die Steuerleute waren parat, die jeweils 4 Ruderer auch. Los ging's!
Allerdings frischte dann der Wind am Spätnachmittag ordentlich auf - und er blies aus Westen. Sprich: das war ziemlich starker Gegenwind, also von wegen mit der Strömung treiben lassen. Beim Anladen am Pier in Pocinho kam die Sonne hinter den Wolken hervor, es herrschte Flaute - als ob nix gewesen wäre. Doch, die erste Etappe war schon Geschichte.
Auch wenn jeden Tag zwischen 20 und 50 Kilometer gerudert wurden, so kamen doch Sightseeing, Kultur und Kulinarik nicht zu kurz. Im Gegenteil. Die portugiesischen Gastgeber fuhren auf, dass sich die Tische bogen. Und erst die Weine, nicht zu vergessen der Portwein.
Bei einem Zwischenstopp auf einem Weingut gab es viel Interessantes zu hören über die Portwein-Produktion am Duoro: von Pflanzenkunde über die Vorschriften der Kooperativen bis hin zum Unterschied zwischen Ruby- und Tawny-Port. Eine Rundum-Geschichte. Da störte der kleine Regenschauer zwischendurch praktisch kaum.
Natürlich war der Besuch des Weinguts ein richtiges Highlight gewesen. Aber es gab noch mehr zu entdecken an lokaler Kultur. Etwa die Mandel-Produktion. Denn neben Weinreben und Olivenbäumen wachsen am Duoro auch noch jede Menge Mandelbäume. Und auch deren Ernte will verarbeitet sein. Am liebsten mit viel, viel Zucker - händisch als zähfliessender Sirup aufgebracht und unter Hitze umgerührt, daher die Fingerhüte der Fachfrau auf dem Foto.
Und weil die östliche Duoro-Region sogar über einen Weltkulturerbe-Ort verfügt, stand der natürlich auch auf dem Reiseprogramm: der Coa-Park, das Tal am gleichnamigen Fluss. Dort finden sich mehrere Hundert Felszeichnungen, vor bis zu 30.000 (!) Jahren in den harten Stein der Region geritzt. Mit geländegängigen Autos ging es ca. eine Viertelstunde bis zum eigentlichen Parkeingang.
Der Blick schweifte weit über die Landschaft, über Weinberge und Olivenhaine, über das natürlich belassene Coa-Tal. Dort sollte vor Jahrzehnten ein Mammut-Staudamm entstehen, die Energieversorgung ganz Portugals sichern. Doch daraus wurde nichts, nachdem Archäologen die uralten Zeichnungen an den Felsen entdeckt und ihren unschätzbarern Wert für die Menschheit festgestellt hatten.
Die Guides erzählten begeistert von den Einzelheiten jeder Ritzung. Als Besucher musste man sich allerdings erst daran gewöhnen, aus den scheinbar beliebig übereinander liegenden Strichen die Umrisse von Tieren zu erkennen, von Pferden und heimischen Ziegen. Eine Skizze auf Papier mit den Konturen ganz in Schwarz, die half dem Auge schliesslich auf die Sprünge.
Das grösste Abenteuer auf der Duoro-Wanderfahrt aber waren die fünf Schleusen. Von knapp 20 bis 37 Meter Höhe stauen auf der Gesamtstrecke insgesamt fünf Dämme den Fluss auf. Und da hiess es aufpassen: bei grüner Ampel in die Schleuse langsam reinrudern, sich von den Wänden möglichst fernhalten - und Warten, Warten, Warten. Denn nachdem sich das Eingangstor geschlossen hat, dauert es bis zu 35 Minuten, bis so eine Schleuse die ganzen Wassermassen abgelassen hat.
Sobald der Schleusenwärter den Stöpsel gezogen hat ( oder so ähnlich), sinkt der Wasserspiegel rapide ab. Wie im Lift geht es abwärts, die Wänder wachsen immer weiter in die Höhe. Schliesslich ist derselbe Wasserpegel wie flussabwärts erreicht und das Tor öffnet sich. Spektakulär!
Und wie war das nochmal mit Speis' und Trank? Kurz gesagt: es gab reichlich, und es war durch die Bank sehr fein.
Am 6. Tag stand die Einfahrt nach Porto auf dem Programm. Doch vorher ging es ein letztes Mal durch eine Schleuse, ein letztes Mal gab es einen reichhaltigen Lunch, ein letztes Mal zogen grosse Flusskreuzfahrtschiffe vorbei und sorgten für extra Wellengang.
Dann kam die grosse Stahlbrücke in Sicht, das Wahrzeichen, daneben die Altstadt von Porto. Und die Wellen wuchsen und wuchsen, pflügten doch kleinere Ausflugsboote mit hohem Tempo den Fluss rauf und runter. Aber irgendwie schafften es Boot 1 und Boot 2 dann doch, am Ponton anzulegen.
Geschafft! 201 Kilometer in 6 Tagen. Das Superbock-Bier war redlich verdient. Und auch der abendliche Ausklang in einer Tapas-Bar.
Duoro - es hat Spass gemacht!